Endokrine Orbitopathie

Die endokrine Orbitopathie ist eine Autoimmunerkrankung, die häufig mit der Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow einhergeht. Sie kann aber auch im Rahmen der Hashimoto-Thyreoiditis oder bei normaler Schilddrüsenfunktion auftreten. Bei den meisten Patienten mit Endokriner Orbitopathie lassen sich schilddrüsenspezifische Antikörper nachweisen. Die Therapie der Endokrinen Orbitopathie stellt bis heute noch eine Herausforderung für die behandelnden Ärzte dar und erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Augenärzten, Internisten/Endokrinologen, Nuklearmedizinern, Strahlentherapeuten und Chirurgen.

Die Endokrine Orbitopathie ist eine selbstlimitierende Erkrankung, die in Phasen verläuft. In der anfänglich aktiv-entzündlichen Phase, kommt es zur kontinuierlichen Verschlechterung, danach folgt eine Plateau- Phase, die in eine Phase der zunehmenden Verbesserung übergehen kann. Betroffene Patienten berichten über eine Änderung ihres Aussehens, schmerzhaftes Druckgefühl hinter den Augen, Augenbrennen, Fremdkörpergefühl, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Augentränen, Verschwommen sehen sowie Doppelbildern. In ca. 6% der Fälle kann es zum Auftreten von schwerwiegenden Komplikationen kommen mit Druckschädigung (Kompression) des Sehnerven, Sehminderung und Gesichtsfeldausfälle sowie Schädigung der Hornhaut bei ausgeprägtem Exophthalmus (hervortreten des Augapfels). Für die Patienten mit endokriner Orbitopathie bedeuten die ausgeprägten Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes eine starke psychische Belastung und führen zum sozialen Rückzug, eine psychologische Mitbetreuung ist daher bei einigen Patienten indiziert.

Behandlung
Die Basis der Behandlung stellt die Therapie der vorliegenden Schilddrüsenfunktionsstörung durch den behandelnden Endokrinologen dar. Auf Nikotin sollte der Patient möglichst gänzlich verzichten. Beim Vorliegen einer aktiven mäßig bis schweren endokrinen Orbitopathie sollte eine zeitnahe antientzündliche Therapie, in erster Linie mit systemischer Gabe von Steroiden, durchgeführt werden. Je ausgeprägter die Entzündung während der aktiven Phase ist, umso höher ist das Ausmaß der bleibenden Veränderungen wie z.B. Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels), Lidretraktion (Hochstand des Oberlides) und Schielen. Bei einer milden aktiven Endokrinen Orbitopathie ist eine antientzündliche Therapie nicht zwingend erforderlich, kann aber je nach Leidensdruck des Patienten und in Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen individuell entschieden werden.
Die Bestrahlung der Augenhöhle ist eine weitere therapeutische Option, zur Verbesserung der Augenbewegung bei Vorliegen von Doppelbildern.
Operative Eingriffe zur Behandlung der Schäden, die durch die Endokrine Orbitopathie hervorgerufen wurden, sollten erst dann stattfinden, wenn die Endokrine Orbitopathie mindestens 6 Monate lang stabil ist und die Schilddrüsenfunktion gut eingestellt ist und eine Nikotinkarenz vorliegt. Ansonsten besteht das Risiko einer Unter- bzw. Überkorrektur.

Fazit für die Praxis:
Eine endokrine Orbitopathie kann auch bei normaler Schilddrüsenfunktion vorliegen, deshalb Bestimmung der Schilddrüsen-Autoimmunantikörper
Eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion ist ausschlaggebend für den Erfolg der Therapie
Nikotinkarenz ist entscheidend für einen positiven Krankheitsverlauf
Eine rasch eingeleitete antientzündliche Therapie möglichst mit intravenösen Glukokortikosteroiden in der aktiven Phase der Erkrankung, vermindert das Ausmaß der bleibenden Veränderungen
Erst in der inaktiven Phase der Erkrankung sind Operationen zur Korrektur der Augenveränderungen sinnvoll

Chirurgische Optionen:

  • Orbitadekompression
  • Oberlidverlängerung/ Levatordesinsertion
  • Unterlidverlängerung (Ohrknorpel-/ harter Gaumen)
  • Oberlid-Blepharoplastik
  • Unterlid-Blepharoplastik
  • Orbitafettresektion
  • Ptosiskorrektur
  • Behandlung der Lidretraktion mit Botox