Das System der ableitenden Tränenwege ist ein von langsam fließender Flüssigkeit durchströmtes Hohlsystem. Intakte und offene Tränenwege sorgen für ein Gleichgewicht zwischen Befeuchtung der Augenoberfläche und Abfluss der Tränenflüssigkeit. Die Funktion unserer Tränenwege wird durch Nerven, Hormone und unser Immunsystem gesteuert und aufrechterhalten.
Verschiedene Störungen im Bereich der ableitenden Tränenwege können zum Symptom „tränendes Auge“ führen. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig.
Für die Behandlung angeborener und erworbener Tränenwegverschlüssen stehen uns eine Reihe gut etablierter und erfolgreicher Methoden zur Verfügung, deren primäres Ziel die Eröffnung und Erhaltung eines funktionstüchtigen Tränenwegsystems ist. Durch genaue Diagnostik können wir feststellen, welche Methode für sie die richtige ist, um ihre Beschwerden zu beheben oder zu lindern.
Angeborene Tränenwegstenosen bei Säuglingen und Kleinkindern:
Bei Säuglingen und Kleinkindern sind Tränenwegverschlüsse ganz überwiegend Folge einer fehlenden Öffnung der Tränenwege in die Nase und haben eine hohe spontane Heilungsrate. Meist löst sich das Problem innerhalb des ersten Lebensjahres durch Massage und Anwendung von Augentropfen, sodass eine Tränenwegsspülung und Sondierung erst bei anhaltenden Beschwerden indiziert ist.
Schienung/Intubation der Tränenwege mittels Silikonschlauch:
Jede Form der Beseitigung eines Verschlusses der Tränenwege wird zu einer Vernarbung führen; bei guter Wundheilung kann der Abfluss dennoch frei bleiben, bei stärkerer Vernarbung jedoch besteht die Gefahr einer erneuten Engstelle oder gar des vollständigen Verschlusses. Die Schienung mit einem Silikonschläuchlein soll, während der Wundheilung den Kanal offenhalten und die Narbe stabilisieren.
Quelle: Schaudig, U., Heidari, P. Indikation und Technik der Tränenwegsintubation. Ophthalmologe 110, 549–554 (2013). https://doi.org/10.1007/s00347-012-2687-8
Tränenwegsondierung und Intubation bei Erwachsenen:
Bei Verengungen der Tränenwege oder bei unkomplizierten Verschlüssen der Tränenwege ist häufig eine Wiedereröffnung der Tränenwege mittels einer Tränenwegsonde und Einsetzen eines Silikonschlauches zur Vermeidung eines erneuten Verschlusses ausreichend.
Durchführung:
Unter Örtlicher Betäubung und Analgosedierung „Dämmerschlaf“ erfolgt im Rahmen einer ambulanten Operation die Sondierung der Tränenwege und das Einsetzen des Silikonschlauches.
Nachsorge:
Für die Dauer von ca. 2 Wochen werden antibiotische und abschwellende Augen- und Nasentropfen verordnet. Der Silikonschlauch wird für 3 bis 6 Monate belassen und im Rahmen einer ambulanten Sitzung herausgezogen.
Dakryozystorhinostomie (DCR):
So nennt man das operative Anlegen eines Durchgangs zwischen Tränensack und der Nasenhöhle, auch unter dem Namen Toti-Operation bekannt. Es gilt als Standard-Methode bei Verschluss der tiefen Tränenwege, wenn ein minimal-invasiver Eingriff wie zum Beispiel eine Tränenwegsondierung und Intubation keinen Erfolg verspricht.
Durchführung:
In Vollnarkose wird von außen ein feiner Hautschnitt im inneren Augenwinkel gesetzt. Der Tränensack wird eröffnet und über ein angelegtes Knochenfenster eine künstliche Verbindung durch die Nasenschleimhaut in die Nasenhaupthöhle geschaffen. Anschließend wird die Nasenschleimhaut direkt mit der Schleimhaut des Tränensacks vernäht. In diesen neu geschaffenen Abflussweg wird am Ende der Operation ein Silikonschlauch über die Tränenkanäle eingelegt, der drei bis sechs Monate belassen wird, um ein erneutes Zuwachsen zu verhindern.
Nachsorge:
In den ersten Wochen nach der Operation sollte kräftiges Schnäuzen vermieden werden. Für die Dauer von ca. 2 Wochen werden antibiotische und abschwellende Augen- und Nasentropfen verordnet. Die Hautnaht wird nach 6-7 Tagen entfernt. Der Silikonschlauch wird für 3 bis 6 Monate belassen und im Rahmen einer ambulanten Sitzung herausgezogen.